„Schnelles Denken, langsames Denken.“
Von Daniel Kahneman
Dieses Werk lege ich jedem ans Herz der mit Menschen im Dialog zu tun hat.
Im Jahr 2002 erhielt Daniel Kahneman den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Das Ungewöhnliche daran – Kahneman ist Psychologe. Konkret war er die Hälfte eines Psychologenpaares, das sich seit Anfang der 70er Jahre auf den Weg gemacht hat, ein Wesen zu zerschlagen, das den Wirtschaftstheoretikern seit langem lieb und teuer ist: den archaisch-rationalen Entscheidungsträger Homo Oeconomicus. Die andere Hälfte des Demontage-Duos, Amos Tversky, starb 1996 im Alter von 59 Jahren..
Menschliche Irrationalität und Entscheidungswege basierend auf falsch interpretierten Werten ist der rote Faden in „Thinking, fast and slow.“. Kahneman’s Karriere besteht im wesentlichen aus drei Phasen. In der ersten haben er und Tversky eine Reihe von genialen Experimenten durchgeführt welche etwa zwanzig „kognitive Vorurteile“ offenbarten – unbewusste Denkfehler, die unser Weltbild verzerren. Typisch dafür ist der „Ankereffekt“: unsere Tendenz, von absolut irrelevanten Zahlen beeinflusst zu werden, denen wir zufällig ausgesetzt sind. (In einem Experiment waren beispielsweise erfahrene Richter geneigt, einem Ladendieb eine längere Strafe zu geben, wenn sie gerade mit einem Paar Würfel eine hohe Zahl gewürfelt hatten.)
In der dritten Phase seiner Karriere, vor allem nach dem Tod von Tversky, hat sich Kahneman mit der „hedonischen Psychologie“ beschäftigt: der Wissenschaft vom Glück, seiner Natur und seinen Ursachen. Seine Erkenntnisse auf diesem Gebiet sind beunruhigend – nicht nur, weil eines der wichtigsten Experimente eine bewusst verlängerte Darmspiegelung war.
„Thinking, fast and slow.“ im deutschen „Schnelles Denken, langsames Denken.“ umfasst alle drei Phasen. Es ist ein erstaunlich reiches Buch: klar, tiefgründig, voller intellektueller Überraschungen und einem Selbsthilfewert der einen manches Mal zum Schmunzeln bringen wird. Es ist durchweg unterhaltsam und häufig berührend geschrieben.
Ein absolutes Muß für jedes Bücherregal und ich empfehle es dreimal hintereinander weg zu lesen.